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Mythen & Fakten zum Thema Arbeitsmarkt

28. Oktober 2015

Mythen & Fakten zum Thema Arbeitsmarkt

Monat für Monat entnehmen wir neue Rekorde an Arbeitslosigkeit und zeitgleich neue Rekorde an Beschäftigtenzahlen den Medien. Noch nie waren so viele Menschen arbeitslos und noch nie waren so viele Menschen in Beschäftigung. Da wird von vereinheitlichten Eurostat-Erhebungsmethoden geschrieben, die Wirtschaftskrise, aber auch die Flüchtlingskrise werden als Verursacherinnen herangezogen.

Wenige Tage vor dem Arbeitsmarktgipfel zwischen Bundesregierung und Sozialpartner wollen wir den vielen Mythen wieder einige Fakten entgegensetzen. Denn nur brauchbare Informationen helfen gegen Halbwahrheiten und Propaganda.

So viel sei schon mal verraten: Wir stehen nicht so schlecht da. Bei der Jugendbeschäftigung halten wir nach wie vor den zweiten Platz. Trotzdem könnte es viel besser laufen. Denn: Jede/r Arbeitslose ist eine/r zu viel.

1) Falsch ist: Österreich stürzt in Sachen Arbeitsmarkt ab.

Fakt ist: Wir sind besser als fast alle anderen und wir sind genauer als fast alle anderen.

Auch ist die Wirtschaftskrise selbst nach sieben Jahren noch nicht überstanden. Aus diesen Gründen liegt Österreich bei der Arbeitslosenquote EU-weit auf Rang 5, bei der Jugendarbeitslosigkeit auf Rang 2 (September 2015), trotz Umstellung der Eurostat-Erhebungsmethode. Auch die Zahl der Beschäftigten wächst weiterhin. Das ist sehr gut – es kann aber besser sein. Mit Steuersenkungen und öffentlichen Investitionen wird gegengesteuert. Mit der Steuerreform wird die Kaufkraft und damit die Binnennachfrage maßgeblich gestärkt werden. Breitband-Milliarde, Wohnbau-Paket, Ausbau der Infrastruktur schaffen Arbeitsplätze.


2) Falsch ist: Die Jungen wollen alle keine Lehre mehr machen.

Fakt ist: Seit den 90er Jahren beginnen rund 40% der Jugendlichen eine Lehre.

Aber Angebot und Nachfrage klaffen auseinander. Es gibt deutlich mehr Lehrstellensuchende als angebotene Lehrstellen, obwohl es hier ein Plus von 11 Prozent über dem Wert des Vorjahres (September 2014) gibt. Regionale Unterschiede treten auf: In einigen Berufen gibt es tatsächlich einen Mangel an Lehrlingen. Ausbildungsgarantie und Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche federn hier ab.


3) Falsch ist: Die Generation 50+ ist weniger leistungsfähig.

Fakt ist: Die Wirtschaftskrise trifft ältere ArbeitnehmerInnen besonders.

Mit der Beschäftigungsinitiative 50+ (Eingliederungsbeihilfen, Kombilohn und Ausbau des 2. Arbeitsmarktes) wird gegengesteuert. Dabei erhalten DienstgeberInnen finanzielle Anreize, wenn sie ältere ArbeitnehmerInnen einstellen. Auch Altersteilzeit und die Teilpension fördern eine Verlängerung des Beschäftigtenverhältnisses. Die Vorteile Älterer: Wissen, Erfahrung und Know-how, hohe Motivation und hohe Flexibilität.


4) Falsch ist: Das Arbeitslosengeld ist zu hoch.

Fakt ist: Das Arbeitslosengeld beträgt etwa 55 Prozent des Vorjahres-Nettoeinkommens.

Durch Familienzuschläge (wenn Kinder zu versorgen sind) oder Ergänzungsbeträge kann es sich erhöhen. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld lag 2014 jedoch bei 888,56 netto im Monat.


5) Falsch ist: Das Arbeitsmarktservice (AMS) verwaltet Arbeitslose nur.

Fakt ist: Das AMS ist ein prämiertes Stellenvermittlungs-Unternehmen und gilt europaweit als Best-Practice.

Das AMS hat den österreichischen Staatspreis 2015 für Unternehmensqualität erhalten. 2014 haben rund 584.000 arbeitslose bzw. lehrstellensuchende Personen mit Unterstützung des AMS wieder Arbeit gefunden.


6) Falsch ist: Die berufliche Chancengleichheit von Frauen und Männern ist längst Realität.

Fakt ist: Selbst gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist noch nicht gegeben.

Nach wie vor klafft die Lohnschere um 20 bis 30 Prozent (je nach Branche) auseinander. Nach wie vor erhalten Frauen niedrigere Einstiegsgehälter und haben schlechtere Aufstiegschancen. Je weiter oben in den Führungsetagen, umso dünner wird die Luft für Frauen. Quoten und spezielle Frauenförderungsprogramme sind daher mehr als gerechtfertigt.


7) Falsch ist: Wer länger als sechs Monate arbeitslos ist, will nicht arbeiten.

Fakt ist: Es gibt doppelt so viele, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, als vor einem Jahr.

Das hängt mit der angespannten Arbeitsmarktsituation zusammen, nicht mit der Arbeitswilligkeit. Denn wer eine zumutbare Beschäftigung verweigert, bekommt das Arbeitslosengeld gesperrt. Vor allem für Ältere ist es aber sehr schwierig geworden. Hier gab es einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 15,7 Prozent (September 2015 im Vergleich zu September 2014). Die Arbeitssuche bei vorgemerkten Arbeitslosen liegt derzeit im Schnitt bei vier Monaten. Ältere suchen oft weit länger.


8) Falsch ist: Die Flüchtlinge verhindern, dass sich der Arbeitsmarkt erholt.

Fakt ist: AsylwerberInnen dürfen nur sehr eingeschränkt Arbeit aufnehmen.

Jugendliche bis 25 Jahre dürfen eine Lehre in Berufen mit Lehrlingsmangel und Mangelberufen absolvieren; AsylwerberInnen dürfen gemeinnützige Tätigkeit verrichten; weiters dürfen sie in Saisonbranchen oder als Selbständige beschäftigt sein. Was die Öffnung des Arbeitsmarkts für Asylwerbende betrifft, so kann diese Frage nur gesamteuropäisch gelöst werden. Um Verzerrungen zu vermeiden, müsste dann aber im Vorfeld ein Verteilungsschlüssel fixiert werden.


9) Falsch ist: Ein Bonus-Malus-System für ältere ArbeitnehmerInnen verschärft die Situation bloß.

Fakt ist: Die Kaufkraft würde gestärkt und das nutzt auch der Wirtschaft.

Womit wieder neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Die Regierung hat diese Maßnahme in ihrem Koalitionsabkommen festgeschrieben. Allerdings sperrt sich der ÖVP-dominierte Wirtschaftsflügel hartnäckig gegen die Umsetzung eines solchen Systems, das Unternehmen, die Ältere anstellen, belohnt und solche, die kaum ältere Mitarbeiter haben, zur Kassa bittet.


10) Falsch ist: Es ist unfair, dass Frauen früher in Pension gehen können.

Fakt ist: Die Angleichung des Pensionsantrittsalters der Frauen an das der Männer ist bereits festgelegt.

Und zwar ab dem Jahr 2024. Davor braucht es aber mehr Betreuungsplätze für Kinder, Anreize für Väterkarenz und einen leichteren Übergang von Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung. Vor allem aber: mehr Arbeitsplätze für Ältere.

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