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Mythen und Fakten zum Thema Gesundheitsreform

12. Dezember 2016

Mythen und Fakten zum Thema Gesundheitsreform

Am 15.12. stand im Nationalrat ein Gesundheitsreformpaket zum Beschluss, auf das sich der Bund, die neun Bundesländer und die Sozialversicherung im Rahmen des Finanzausgleichs geeinigt haben.

Reformen sind notwendig, weil bis 2025 rund 60 Prozent der HausärztInnen das 65. Lebensjahr erreicht haben werden. Die Gesundheitspolitik baut jetzt vor und erfährt für diese Reformen breite Unterstützung durch PatientInnenanwaltschaft, GesundheitsexpertInnen und GemeindevertreterInnen.

Das Kernstück der Reformen ist der Ausbau der neuen Primärversorgung. Länder und Sozialversicherung stellen dafür 200 Millionen Euro zur Verfügung. Damit werden die Weichen für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Zukunft gestellt: mehr Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen, längere und flexiblere Öffnungszeiten für PatientInnen und modernere Arbeitsbedingungen für ÄrztInnen. Und es wird klargestellt: Der Hausarzt bzw. die Hausärztin wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.

In der Öffentlichkeit kursieren derzeit viele Fehlinformationen, die zum Teil bewusst gestreut werden. Mit dieser Ausgabe von “Mythen und Fakten” möchten wir einige davon richtigstellen.

Falsch ist: Das Gesundheitssystem wird kaputtgespart.

Fakt ist: Österreich investiert immer mehr in die öffentliche Gesundheitsversorgung.

Die Ausgaben im Gesundheitssystem steigen von 2017 bis 2021 jährlich um mehr als 3 Prozent. Sie dürfen damit stärker wachsen, als die Wirtschaft in diesem Zeitraum. Im Jahr 2021 werden die Gesundheitsausgaben zum Beispiel um 4,6 Mrd. Euro höher sein als heute. Unser Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt – das soll auch so bleiben.

Falsch ist: HausärztInnen werden abgeschafft.

Fakt ist: HausärztInnen bleiben in der Primärversorgung zentrale Anlaufstelle.

Die Hausärztin, der Hausarzt kennt ihre/seine PatientInnen und hat den besten Überblick über deren Gesundheitszustand. Neu ist: HausärztInnen sollen die Möglichkeit haben, sich mit anderen ÄrztInnen und Gesundheitsberufen wie diplomierten Pflegekräften, PhysiotherapeutInnen oder SozialarbeiterInnen auszutauschen und im Team zusammenzuarbeiten. ÄrztInnen haben so mehr Zeit für ihre PatientInnen.

Falsch ist: Durch den Ausbau von Primärversorgungseinheiten wird die Versorgung anonym und unpersönlich.

Fakt ist: Primärversorgung bietet viele Vorteile für PatientInnen und ÄrztInnen.

Primärversorgungseinheiten sind Zentren oder Netzwerke von Ordinationen, in denen mehrere HausärztInnen und Angehörige anderer Gesundheitsberufe zusammenarbeiten. Das ermöglicht längere und flexiblere Öffnungszeiten etwa am Abend oder Wochenende und ein vielfältigeres Angebot für die PatientInnen sowie modernere Arbeitsbedingungen und familienfreundliche Arbeitszeiten für ÄrztInnen.

Falsch ist: Man kann sich die Hausärztin/den Hausarzt in Zukunft nicht mehr aussuchen.

Fakt ist: Die PatientInnen können ihre HausärztInnen auch in Zukunft selbst wählen.

An der freien ÄrztInnenwahl wird nicht gerüttelt. Es ist wichtig, dass PatientInnen ihrem Arzt/ihrer Ärztin vertrauen.

Falsch ist: ÄrztInnen werden ihren Kassenvertrag verlieren.

Fakt ist: In bestehende Verträge wird nicht eingegriffen.

Die neue Primärversorgung ist ein Angebot an bestehende und zukünftige HausärztInnen und soll die Rahmenbedingungen attraktiver machen. Es geht nicht darum, eine Parallelstruktur aufzubauen, die die HausärztInnen verdrängt. Vielmehr soll der Beruf der Hausärztin/des Hausarztes eine attraktive Perspektive erhalten.

Falsch ist: Die Primärversorgungseinrichtungen sind ein riskantes Experiment.

Fakt ist: In vielen Ländern gibt es positive Erfahrungen mit der Vernetzung von HausärztInnen und Teamarbeit mit anderen Gesundheitsberufen.

Auch in Wien Mariahilf gibt es bereits ein erfolgreiches Pilotprojekt. Die OECD hat eine Empfehlung für den Ausbau der Primärversorgung durch Vernetzung ausgesprochen.

Falsch ist: Die Primärversorgungseinrichtungen wird es nur mehr in Städten geben und die Gemeinden verlieren ihre/n Hausarzt/-ärztin.

Fakt ist: Die Gesundheitsversorgung soll flächendeckend und wohnortnah gesichert werden.

Am Land soll es Netzwerke geben, bei denen sich Einzelordinationen zusammenschließen und sich für die umfassende Versorgung der Bevölkerung eng abstimmen. Zentren sind vor allem in Ballungsräumen sinnvoll. Es ist das explizite Ziel der Gesundheitspolitik, die wohnortnahe ambulante Versorgung auszubauen und zu stärken.

Falsch ist: Die Gesundheitsreform bringt mehr Bürokratie.

Fakt ist: Der Ausbau von „E-Health“ und Primärversorgung spart PatientInnen und ÄrztInnen Zeit und Mehrfachuntersuchungen.

Der Ausbau von „E-Health“, insbesondere die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA), steigert die Behandlungsqualität, die Wahrscheinlichkeit von Fehldiagnosen und Wechselwirkungen sinkt. Die elektronische Verarbeitung von Befunden liefert schnelle Informationen für Diagnose und Therapie. Durch die Zusammenarbeit in Primärversorgungseinheiten können administrative Tätigkeiten besser aufgeteilt werden.

Falsch ist: Die Politik trifft Entscheidungen ohne ÄrztInnen miteinzubeziehen.

Fakt ist: Die Ärztekammer wird nach wie vor eng in die Planung eingebunden.

Sie hat zudem durch die neue Gesetzeslage erstmals ein gesetzliches Stellungnahmerecht bei der Planung von Versorgungskapazitäten auf Ebene der Bundesländer. Die konkreten Standorte von Ordinationen werden wie bisher auch weiterhin zwischen Sozialversicherung und Ärztekammer in Stellenplänen geregelt.

Falsch ist: Die Bedenken der ÄrztInnen werden nicht ernst genommen.

Fakt ist: Viele junge ÄrztInnen möchten nicht mehr so arbeiten wie die ältere Generation.

„Auf sich alleine gestellt“ in einer Ordination, Bereitschaftsdienste in der Nacht und am Wochenende: Was für viele AllgemeinmedizinerInnen am Land heute Alltag ist, können sich junge ÄrztInnen oft nicht mehr vorstellen. Sie profitieren vom Modell der neuen Primärversorgung: Teamarbeit, einfachere Urlaubsplanung, mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit. Die Politik will mit den Reformen auch attraktive Bedingungen für JungärztInnen schaffen.

Falsch ist: Die Ärztekammer hat immer das Wohl der PatientInnen im Blick.

Fakt ist: Die Ärztekammer hat immer wieder wichtige innovative Projekte jahrelang blockiert

– in der jüngsten Vergangenheit etwa ein Kinderambulatorium in Wien, das jahrelang am Widerstand der Ärztekammer gescheitert ist. Es hat heuer eröffnet und erfreut sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung.

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